Bremer Gäste gewinnen „Wal“-Quiz

„Wie lang ist dieser Tampen?“ Das war die große Frage für die Besucher der Jubiläumsfeier des Dampfeisbrechers „Wal“. Gefeiert wurden 35 Jahre „Wal“ in Bremerhaven. Ein großer Haufen eines weißen Seils lag als Attraktion vor dem Dampfer im Neuen Hafen. Trotz der widrigen Wetterbedingungen beteiligten sich nicht nur die Gäste des Empfangs der Schiffahrts-Compagnie am Vormittag an dem Quiz, sondern auch die zahlreichen Besucher beim „Open Ship“ am Nachmittag.

Das Rätselraten hatte gegen Abend ein Ende: Genau 82,6 Meter lang war der Tampen. Dieses exakte Maß hatte niemand erraten. Nur zehn Zentimeter daneben lag die Familie Kreienborg aus Bremen. Sie gewann damit ein Abendessen für vier Personen im Restaurant Dock IV im Fischereihafen. Das Besondere an diesem Gewinn: Sie werden mit dem zweiten Schiff der Schiffahrts-Compagnie, der ehemaligen Hafenarztbarkasse „Quarantäne“ vom Neuen Hafen aus dorthin chauffiert – kommen also noch in den Genuss einer Mini-Kreuzfahrt. Die „Quarantäne“ feierte an diesem Wochenende auch Jubiläum, denn sie wird seit 25 Jahren vom Verein betrieben.

Große Freude bei den Gewinnern: Dieter Seetzen, Organisator der Jubiläumsfeier, Franziska Möller und Finn Kreienborg (absolvieren beide ein Freiwilliges Ökologisches Jahr am AWI) Martina und Ludger Kreienborg aus Bremen, Rüdiger Pallentin, 1. Vorsitzender der Schiffahrts-Compagnie (v. links).

Aussagen zu unserem Jubiläum

Die Ansprache von Herrn Dr. Ostsehlte in schriftlicher Form  Die Aussage eines "alten Hasen" und die eines "jungen Mitreisenden". Viel Spaß beim lesen.

„Wal“ feiert Jubiläum: Vom Projekt zur Institution

35 Jahre unter Dampf in Bremerhaven – Ehrenamtliche der ersten Stunde erinnern sich.

 

Von Sabine Goes

 

Seit 1990 ist sein Liegeplatz der Neue Hafen: Der 87 Jahre alte Dampfeisbrecher „Wal“ ist inzwischen eine maritime Institution in Bremerhaven. Hunderte von Ehrenamtlichen haben in den vergangenen dreieinhalb Jahrzehnten mit ihrer Arbeit am Projekt „Erhalt eines Traditionsschiffes“ dazu beigetragen. Für den Verein Schiffahrts-Compagnie, der nicht nur die „Wal“, sondern seit 25 Jahren auch die ehemalige Hafenarztbarkasse „Quarantäne“ betreibt, ein Grund zu feiern: Am Sonnabend, 4.Oktober, heißt es nach einem Geburtstagsempfang für geladene Gäste ab 13 Uhr „Open Ship“ für alle interessierten Besucher.

 

Es war die Stadt Bremerhaven, die es 1990 ermöglichte, die „Wal“ von ihrem bisherigen Heimathafen Rendsburg nach Bremerhaven zu holen: 120 000 Mark für das Schiff und die erste Versicherung wurden aufgebracht. „Noch heute könnten wir ohne die institutionelle Förderung durch die Stadt das Schiff nicht erhalten“, betont Rüdiger Pallentin, 1. Vorsitzender der Schiffahrts-Compagnie. In Rendsburg hatte der Dampfer bereits seit einem Jahr aufgelegen – er wurde nicht mehr zum Eisbrechen auf dem Nord-Ostsee-Kanal gebraucht. Ihm drohte das Verschrotten. Das Deutsche Schifffahrtsmuseum hatte schon abgewunken, als die Tourismusförderer den damaligen Wirtschaftsstadtrat Werner Lenz für das Projekt „Wal“ begeistern konnten. Er war es auch, der am 2.Juni 1990 den Dampfeisbrecher in Bremerhaven willkommen hieß und an der Kaje eine Rede hielt.

Vorausgegangen waren im Mai eine erste Schiffsbesichtigung unter Leitung des erfahrenen Schiffsingenieurs Manfred Spitzkowsky in Rendsburg, ein Aufruf an interessierte und fachkundige Bremerhavener zur ehrenamtlichen Mitarbeit und schließlich Ende Mai der Bustransport der ersten Besatzung zum Dampfer. „Innerhalb von zehn Tagen haben wir den Dampfer dann entstaubt, Möwennester an Deck beseitigt und das Schiff fahrtüchtig gemacht“, erinnert sich Hedda Spitzkowsky, als „Frau der ersten Stunde“ an Bord und in der Kombüse. Nach dem Abschied am 1. Juni 1990 in Rendsburg ging es für die „Wal“ zunächst nach Helgoland – mit Erbsensuppe und Roter Grütze als Verpflegung.

 

 Schwieriger als gedacht gestaltete sich dann die Weiterfahrt nach Bremerhaven: Die Zirkuline streikte plötzlich, die „Wal“ trieb quälend lange Zeit in der Deutschen Bucht. Mit einem Taschenspiegel wurde schließlich eine abgefallene Mutter im Inneren des Dampfaggregats gefunden. Es ging weiter mit Kurs Bremerhaven – mit einigen Seekranken an Bord. „Die Ankunft in Bremerhaven war ein Ereignis“, erinnert sich der ehemalige Bergungsschlepper-Chief Siegfried Martin. Er war in der Wesermündung vom Zollkreuzer auf die „Wal“ umgestiegen und erlebte hautnah die Begrüßung mit Wasserfontänen und den Schiffssirenen von drei Schleppern und einem Seenotrettungskreuzer. Hunderte Schaulustige säumten damals die Pier.

 

Das ist bis heute so geblieben: Wenn die „Wal“ von einer ihrer Törns zurück zum Liegeplatz in den Neuen Hafen dampft, ist sie eine Attraktion – nicht nur für Touristen. Eine Attraktion, eins der letzten noch fahrenden Dampfschiffe, ein Traditionsschiff, das nur durch das Engagement von Ehrenamtlichen in Fahrt gehalten wird. Von Beginn an im Jahr 1990 haben Siegfried Martin in der Maschine und seine Frau Anita im Service mitgeholfen. Noch am Abend der Ankunft in Bremerhaven griffen Siegfried Martin und Hedda Spitzkowsky zur Stichsäge und entfernten eine Wand im heutigen Salon, erinnern sie sich schmunzelnd. Dort, wo zu Rendsburger Zeiten noch eine Besatzungstoilette untergebracht war, ist heute die Bar. Denn von Anfang an war klar, dass aus dem Arbeitsschiff „Wal“ ein Schiff für zahlende Gäste werden muss, um die Finanzierung des Dampfers zu sichern. Heute werden 14 Gäste in den modernisierten Kabinen untergebracht. Bei Tagesfahrten können bis zu 55 Gäste mitfahren und das Erlebnis der jahrzehntealten Dampftechnik geniessen- versorgt von einer engagierten Crew in Kombüse, Service, Deck, Maschine und natürlich von Kapitän und Steuermann auf der Brücke. „Es war eigentlich immer harte Arbeit“, beschreibt Hedda Spitzkowsky ihre jahrelange Mitarbeit an Bord im Rückblick.

 

Eine Aussage, die von allen heutigen ehrenamtlichen Crew-Mitgliedern unterschrieben werden dürfte. Denn: Jeden Dienstagvormittag wird an Bord repariert, geputzt und instandgehalten. Törns mit zahlenden Gästen wie in diesem Jahr nach Helgoland, Wilhelmshaven, Wismar und Hamburg sind dann zwar Arbeit für die Besatzung, aber auch willkommene Höhepunkte nach den wöchentlichen Mühen.

 Hinter der ehrenamtlichen Besatzung steht der Verein Schiffahrts-Compagnie mit rund 220 Mitgliedern. Dem Vereinsvorsitzenden Rüdiger Pallentin ist es anlässlich des Jubiläums ein Anliegen deutlich zu machen, dass alleine mit den Vereinsbeiträgen sowie den Erlösen aus Gästefahrten und Veranstaltungen das Schiff nicht finanzierbar wäre. Rüdiger Pallentin: “Engagierte Sponsoren und die Stadt Bremerhaven braucht der Verein weiterhin, damit die „Wal“ auch in Zukunft dampfen kann“. Und schon vor 35 Jahren war klar: Ohne engagierte  Ehrenamtliche kann das Projekt „Wal“ nicht am Leben gehalten werden.

 

 

3 „Urgesteine“ vor dem Dampfer, den sie vor 35 Jahren nach Bremerhaven holten: Hedda Spitzkowsky, Anita und Siegfried Martin
Es gibt immer etwas zu organisieren: Rüdiger Pallentin, der 1. Vorsitzende der Schiffahrts-Compagnie in der Mannschafts-Messe